18) Hoch hinauf zu einer Ruine und um einen See herum
- O Peregrino
- 24. Apr. 2024
- 8 Min. Lesezeit
Museen und Bibliotheken: Deutschland verfügt über eine große Anzahl an Museen (mehr als 6.000), Bibliotheken und Theatern.
Der Tag begann wie immer damit, dass wir in den frühen Morgenstunden mit dem Zug von Friedrichshafen ins 80 km entfernte Radolfzell fuhren. Eigentlich wollten wir danach noch den berühmten Rheinfall besichtigen, entschieden uns aber, vorher noch eine alte Burgruine zu besuchen. So fuhren wir mit dem Zug in die fünfminütige entfernte Kleinstadt Stahringen, die noch etwas verschlafen war.
Burgruine Homburg – Geschichte & Bedeutung
Ursprung und Bau
Die Burg Homburg wurde vermutlich bereits im 11. Jahrhundert von den sogenannten Herren von Homburg – ehemaligen Ministerialen des Bischofs von Konstanz – auf einem eiszeitlichen Schotterriff hoch über dem Dorf Stahringen erbaut. Ihre Lage machte sie nahezu uneinnehmbar. Bis ins 12./13. Jahrhundert prägte sie die Entwicklung des Dorfes, das fortan als Rittersitz galt.

Gewalt, Feuer und Wiederaufbau
Im Schweizer Krieg 1499 wurde die Burg geplündert und niedergebrannt. Doch schon wenige Jahre später, 1502, wurde sie wieder aufgebaut und sogar erweitert.
Dynastie- und Besitzerwechsel
1565 verkaufte Wolf von Homburg seinen Besitz an seinen Schwiegersohn Hans Konrad von Bodman. Wolf selbst starb ein Jahr später kinderlos in Radolfzell – ein bronzenes Epitaph im Dom erinnert noch heute an ihn.
Erst etwa fünfzig Jahre später, 1614, fielen Burg und Dorf an das Fürstentum St. Gallen.
Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg
Im Dreißigjährigen Krieg wechselte die Burg mehrmals den Besitzer und wurde strategisch umkämpft. Schließlich zerstörte Konrad Widerholt von der Festung Hohentwiel 1642 die Anlage; sie wurde niedergebrannt und anschließend oft als Steinbruch genutzt. Mauerreste sind noch heute in den Höfen unterhalb der Ruine zu sehen.
Besitzwechsel bis heute
1749 fiel Stahringen an den Bischof von Konstanz. Danach kam es zu Besitzstreitigkeiten. Erst 1810 wurde Stahringen im Rahmen des baden-württembergischen Staatsvertrags endgültig dem Großherzogtum Baden zugesprochen.
Im stillen Licht des frühen Morgens machten sich Jürgen und sein Sohn Huayna gemeinsam auf den Weg zur Burg Homburg, einer Ruine nahe Radolfzell. Als sie den Aufstieg begannen, war die frische Frühlingstluft erfüllt vom erdigen Duft noch gefallener Blätter und Kiefern. Jürgen, 66, hielt ein gleichmäßiges Tempo, sein Blick blieb oft auf dem Weg vor ihm ruhen und musterte ihn mit der stillen Weisheit eines Menschen, der in seinem Leben schon viele Pfade gesehen hat. Huayna, 37 Jahre jünger, folgte dem Tempo seines Vaters, respektvoll gegenüber dessen Rhythmus, aber begierig darauf, die Gegend zu erkunden, erfüllt von jugendlicher Neugier.
Der Weg schlängelte sich durch dichte Wälder, wo dickes grünes Moos an uralten Felsen klebte und das gefilterte Sonnenlicht wie ein weicher, leuchtender Schleier zwischen den Ästen hindurchfiel. Sie wanderten meist in angenehmem Schweigen, und Jürgen erzählte gelegentlich etwas aus der lokalen Geschichte. „Dieser Weg wurde einst von Händlern und Soldaten gleichermaßen genutzt“, bemerkte er mit einer Mischung aus Stolz und Nostalgie in seiner Stimme. Huayna hörte zu und stellte sich die Schritte derer vor, die vor langer Zeit denselben steinigen Pfad entlanggingen, denen sie jetzt folgten.

Als sie sich den Ruinen näherten, lichteten sich die Bäume und gaben den Blick auf die verbliebenen Mauern der Burg Homburg frei, die von Jahrhunderten des Regens, Windes und stiller Ausdauer gezeichnet waren. Das Mauerwerk, obwohl bröckelnd, erinnerte noch immer an seine einstige Majestät und ragte wie ein stolzer Ältester in den offenen Himmel. Sie stiegen hinauf zu der ehemaligen Haupthalle. Unter ihnen erstreckte sich der Blick: Der Bodensee schimmerte in der Ferne, Radolfzell war nur ein kleiner Fleck in der Landschaft.
Einen Moment lang standen Vater und Sohn nebeneinander, jeder in Gedanken versunken. Jürgen betrachtete die Szenerie mit zufriedener Ruhe, Erinnerungen aus einem Leben vermischten sich mit den Eindrücken vor ihm, während Huayna alles in sich aufzunehmen schien, das Abenteuer des Tages in sein Gesicht eingebrannt. Sie lächelten sich leise an, eine subtile, aber starke Verbindung überbrückte die Jahre zwischen ihnen, ein Band, so zeitlos und beständig wie die Ruinen um sie herum.

Legende der Burgruine Homburg
In alten Zeiten lebte ein Ritter auf der Homburg, der Kirchenschätze in einem geheimen unterirdischen Gang versteckte, der zur Burg Küssaberg führte. Der Schatz soll dort noch heute in den Höhlen der sogenannten „Teufelsküche“ verborgen sein.

Alle hundert Jahre, während der Fastenzeit, erscheint seine Tochter, eine wunderschöne See- oder Wasserjungfrau mit goldenem Haar – halb Mensch, halb Fisch. Sie tritt ans Ufer, sonnt sich und kämmt sich die Haare, immer auf der Suche nach jemandem, der ihren Vater rettet.
Eines Nachts begegnet ihr ein Fischer am Fluss und begleitet sie zum Schatz. Doch als sie versucht, die Truhe zu öffnen, die von einem schwarzen Pudel mit leuchtenden Augen bewacht wird, verliert sie vor Angst den Mut. Sie kehrt ins Licht zurück und verschwindet erneut in der Tiefe. Wieder versuchte ein Kapuziner, damit zu graben – doch all die Schrecken des Schatzes raubten ihm schließlich den Mut.
Außerdem heißt es, dass in der Abenddämmerung manchmal Ritter und Edeldamen auf dem Burggelände erscheinen – als geisterhafte Erscheinungen aus vergangenen Zeiten.
Werbung II
Werbung ist ein einziger großer Karneval, bei dem Marken mit Ruhm und Einfluss jonglieren und mit Dollarscheinen um sich werfen, als kämen sie aus der Mode. Also schnall dich an und genieß die Fahrt – denn jeder möchte in diesem Zirkus in der ersten Reihe sitzen!
Es ist lange her, dass wir die Werbetrommel rührten. Angefangen hat es mit einer internationalen Fotoausstellung (mehr dazu in unserem spannenden Artikel „09) Zwei Tage mit Mama – Zwischen stolzen Schwänen und leckeren Kuchen“ vom 15. November 2024.
Seitdem sind wir die wackelige Leiter der Berühmtheit hochgeklettert wie ein Frosch im Sonnenschein.

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Chronologisch gesehen wäre es jetzt an der Zeit, den Rheinfall zu besuchen, aber wir haben diesen Ausflug ausnahmsweise mit Artikel 17 vorgezogen.
Wir überspringen diesen Artikel wie zwei hüpfende Ziegen und beschreiben nun den Abstecher zum Mindelsee. Wir steigen also in Neuhausen in den Zug und erreichen nach anderthalb Stunden wieder das 40 km entfernte Radolfzell. Von dort geht es mit dem nächsten Bus weiter und nach 6 Minuten, nach 4,5 km Fahrt, erreichen wir das etwas verschlafene Städtchen Möggingen. Mindelsee, wir kommen!!!

Der Mindelsee ist ein kleiner Gletschersee nahe Radolfzell am Bodensee in Baden-Württemberg. Bekannt für seine landschaftliche Schönheit und ökologische Bedeutung, vereint er Naturgeschichte und Kulturerbe auf interessante Weise. Hier einige wichtige Fakten und historische Einblicke:
Kurze Fakten über den Mindelsee (über Grenzen hinaus)
Größe und Lage: Der See umfasst etwa 0,72 Quadratkilometer (72 Hektar) und liegt etwa 2,5 Kilometer östlich von Radolfzell in einem Naturschutzgebiet.
Tiefe und Hydrologie: Der Mindelsee ist relativ flach und erreicht eine maximale Tiefe von etwa 12 Metern. Er wird hauptsächlich von kleinen Bächen und Regenfällen gespeist.

Flora und Fauna: Der See ist ein Hotspot der Biodiversität und beheimatet zahlreiche Fisch-, Amphibien-, Vogel- und Insektenarten. Die umliegenden Feuchtgebiete und Schilfflächen bieten Lebensraum für seltene Arten und machen ihn ökologisch wertvoll.
Naturschutz: Seit 1938 ist der Mindelsee ein ausgewiesenes Naturschutzgebiet mit strengen Auflagen zum Schutz von Flora, Fauna und Wasserqualität.
Historischer Hintergrund
Glaziale Entstehung: Der Mindelsee entstand während der Mindel-Kaltzeit vor etwa 500.000 Jahren, Teil der Eiszeiten, die weite Teile der süddeutschen Landschaft prägten.
Menschliche Siedlungen: Archäologische Funde deuten darauf hin, dass sich in der Nähe bereits frühe menschliche Siedlungen befanden. Die Ressourcen des Sees machten ihn zu einem attraktiven Standort für die frühen Bewohner, die von Jagd und Fischerei lebten.
Kulturelle Bedeutung: Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich der Mindelsee zu einem Ort von lokaler Bedeutung, mit dem Traditionen und Folklore verbunden sind. Er wurde von den Anwohnern auch für bescheidene Fischerei und Landwirtschaft genutzt.

Wissenschaftliches Interesse: In der heutigen Zeit ist der See zu einem wichtigen Standort ökologischer Forschung geworden. Wissenschaftler untersuchen sein Ökosystem, um die Auswirkungen von Umweltveränderungen auf Feuchtgebiete zu verstehen.
Besichtigungen und Aktivitäten
Die ruhige Umgebung und die malerischen Wanderwege des Sees machen ihn zu einem beliebten Ausflugsziel für Wanderer, Vogelbeobachter und Ökotourismus. Aufgrund des Schutzstatus des Sees sind Aktivitäten wie Schwimmen, Bootfahren und Angeln jedoch zum Schutz des Ökosystems grundsätzlich eingeschränkt.

Der Spaziergang um den Mindelsee war wie ein Bilderbuchtag. Das Sonnenlicht glitzerte auf dem Wasser und ließ es glitzern, während Vater und Sohn die ausgetretenen Pfade entlangschlenderten, die sich durch Baumgruppen und Wildblumenwiesen schlängelten. Jürgen, 66 Jahre alt und mit stetigem, ruhigem Schritt, erzählte seinem Sohn Huayna, der mit seinen 29 Jahren voller Energie wandelte, Geschichten. Sie lachten oft, tauschten Witze und Erinnerungen aus. Beide kannten diese stille Ecke der Natur, fanden aber immer wieder etwas Neues zum Staunen.
Rund um den See war die Luft frisch, mit einem Hauch von Kiefern und warmer Erde, als hätte der Sommer sie gerade erst umarmt. Vögel flatterten von Ast zu Ast, ihre Rufe hallten sanft über das Wasser, während Enten träge vorbeizogen, ungestört vom gelegentlichen Platschen der Fische, die an die Oberfläche kamen. Der Weg kurvte und verengte sich stellenweise, dann öffnete er sich zu atemberaubenden Ausblicken und gewährte ihnen einen Blick auf den gesamten See, dessen stille Majestät sich unter dem blauen Himmel ausbreitete.
Endlich erreichten sie den natürlichen Badeplatz – ein kleines Paradies am Ufer des Sees. Ein einfacher Steg erstreckte sich über das Wasser, sein verwittertes Holz warm von der Sonne. Eine gemütliche Badebucht mit weichem Gras und ein paar einladenden Bänken standen in der Nähe. Jürgen lehnte sich entspannt auf einer davon zurück und beobachtete Huayna, als er zum Rand des Stegs ging. In einem Moment, der sich wie Freiheit anfühlte, tauchte Huayna in die kühle Umarmung des Sees ein, sein Lachen hallte wider, als er auftauchte. Umgeben von der Ruhe des Sees teilten sie einen Moment, in dem es sich anfühlte, als wäre die Zeit stehen geblieben – nur Vater, Sohn und die Ruhe des Mindelsees.

Der Mindelsee, ein ruhiges und abgeschiedenes Gewässer in der Nähe von Radolfzell, ist ein Ort der Stille. Doch trotz seiner ruhigen Wasseroberfläche flüstern Einheimische, dass der See unheimliche Geheimnisse birgt. Wenn die Nacht hereinbricht und Nebel über das stille Wasser zieht, tauchen Geschichten auf – von eindringlichem Flüstern, geisterhaften Erscheinungen und seltsamen Lichtern, die knapp unter der Oberfläche tanzen.
Eine Legende erzählt von einer jungen Frau namens Serafina, einem Dorfmädchen mit Augen so tief und dunkel wie der See selbst. Serafina verschwand vor Jahrhunderten in einer stürmischen Nacht, nachdem sie sich zu nahe ans Ufer des Sees gewagt hatte. Manche sagen, sie sei von geheimnisvollem Gesang angezogen worden, den nur sie hören konnte. Ihre Leiche wurde nie gefunden, doch Fischer schwören, dass sie manchmal mitten in der Nacht eine bleiche Gestalt mit langem, wallendem Haar am Ufer stehen sehen, ihr weißes Kleid tropft, als wäre sie gerade aus den Tiefen des Sees aufgetaucht. Wenn dichter Nebel über den See zieht, sagt man, man könne ihren Ruf hören, ein trauriges Echo auf dem Wasser.

Eine weitere gruselige Geschichte erzählt vom „Leuchtenden Mann vom Mindelsee“. Der Legende nach versuchte einst ein Reisender, den See auf waghalsige Weise zu überqueren, verschwand jedoch auf halbem Weg und wurde von den geheimnisvollen Tiefen des Sees verschluckt. Tage später fanden Einheimische sein Boot treibend, leer und mit seltsamen Brandflecken am Rumpf. Seit jener Nacht erscheint sein Geist an nebligen Abenden – eine geisterhafte Gestalt, die schwach unter Wasser leuchtet. Seine ausgestreckte Hand winkt jeden, der sich nähert. Es heißt, jeder, der töricht genug ist, die Hand auszustrecken, wird einen eisigen Griff um sein Handgelenk spüren – eine Warnung, die Geheimnisse des Sees zu respektieren.
Und schließlich gibt es noch den Fluch der „Ertrunkenen Glocken“. Einst stand in der Nähe des Mindelsees ein Kloster, dessen Glocken bei einer Flut in den See gespült wurden. Seitdem ist in stillen Nächten ein geisterhaftes Läuten aus der Tiefe zu hören – ein unheiliger Klang, der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Die Einheimischen glauben, es sei ein Zeichen des Unglücks, ein Vorbote kommender Stürme oder Katastrophen.
Diese Geschichten schwirren um den See wie der Nebel selbst, ein Schleier über den darunter verborgenen Geheimnissen. Tagsüber still und ruhig, wird der See nachts zu einem Ort der Schatten und des Flüsterns und zieht nur die mutigsten Seelen an, die ihren Mut auf die Probe stellen wollen … oder Serafinas Ruf selbst hören wollen.
Radolfzell Website (Deutsch und Englisch)
Mangels Sprachpartnern ist meine Aussprache etwas eingerostet. Daher empfehle ich, auch die deutschen Untertitel einzuschalten. Ansonsten sind Untertitel auf Englisch und Portugiesisch verfügbar. Um das Video im Vollbildmodus anzusehen, klicke hier.
Publiziert: 15/08/2025
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