Ein seltener Sonnentag in Lindau
- O Peregrino
- 14. März
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Mai
Eines schönen Morgens bestiegen Jürgen und Huayna in Friedrichshafen einen kleinen Zug, der Richtung Westen entlang des Bodensees fuhr. Die Fahrt nach Lindau dauerte nur eine halbe Stunde, eine gemütliche Fahrt durch grüne Felder und kleine Dörfer, mit gelegentlichen Blicken auf den See, der zwischen den Bäumen schimmerte.

Ausnahmsweise hatte der Himmel Erbarmen mit ihnen. Die Wolken hielten ihren Regen zurück, und für ein paar kostbare Stunden strahlte die Sonne in sanftem, goldenem Licht herab. An der Lindauer Hafeneinfahrt war das Leben wieder lebendig. Die Segelboote trieben wie träge Vögel ein und aus, und ihre weißen Segel spiegelten sich im Wasser. Rund um die Cafés und auf der Steinpromenade lehnten sich Einheimische und Besucher gleichermaßen ins Sonnenlicht und genossen es mit der ruhigen Zufriedenheit von Eidechsen, die sich auf Felsen wärmen.

Jürgen und Huayna ließen sich vom Tag treiben und schlenderten gemütlich durch die wunderschöne Altstadt. Die engen Gassen, farbenfrohen Fassaden und historischen Gebäude bildeten ein Geflecht aus Geschichte, verwoben mit Lachen, klirrenden Kaffeetassen und dem gelegentlichen Kreischen der Möwen.

Sie blieben vor dem prächtigen alten Rathaus stehen, dessen kunstvolle Fassade stille Geschichten aus vergangenen Jahrhunderten erzählte. Jede Ecke, jedes kleine Detail schien im seltenen Sonnenlicht zu leuchten.
Dann folgte ein Moment wahrer Ehrfurcht. Angezogen von der Aussicht auf Schönheit und Stille betraten sie die „Kathedrale Unserer Lieben Frau“. Drinnen schlossen sich ihnen die schweren Türen aus, und sie standen mit leicht geöffnetem Mund da, während ihre Blicke über die kunstvollen kirchlichen Kunstwerke schweiften. Die Heiligkeit des Ortes – die verblassten Wandmalereien, die vergoldeten Schnitzereien, der kühle Geruch des alten Steins – umhüllte sie wie ein stiller Segen.

Später, wieder draußen im fröhlichen Treiben des Marktplatzes, entdeckte Jürgen eine große Bronzeglocke und sah eine kleine Gelegenheit für einen kleinen Scherz. Er ließ Huayna für ein Foto neben der riesigen Glocke stehen und hielt den Kontrast zwischen dem lebhaften Geist des jungen Mannes und dem massiven, ernsten Artefakt aus einer anderen Zeit fest.

Es war ein einfacher halber Tag, aber er fühlte sich reicher an als viele längere Reisen. Ein Geschenk aus Sonne, Lachen und Staunen mitten in einem verregneten Frühling. Schließlich war es Zeit, den Zug zurück nach Friedrichshafen zu nehmen – doch der Geist von Lindau blieb bei ihnen, still in ihren Taschen verstaut wie ein sonnenwarmer Stein.
Publiziert: 06/05/2025
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